Tanzschule Dancing World
Inh.: Remy Hunger
General-Colin-Powell Str. 8
63571 Gelnhausen
Tel.: 06051 - 1 82 81

Wissenswertes

Wenn Sie sich mit dem Tanzen beschäftigen, interessieren Sie sich vielleicht auch ein wenig für die Hintergründe.

Wir haben uns bemüht, für Sie Geschichtliches und auch z.T. lustiges Hintergrundwissen zusammen zu tragen.

Viel Spaß beim Stöbern wünscht Ihnen Ihr Team von Dancing World.

Eine kleine Anekdote zum *Guten Ton*

Es gibt einen Satz, der völlig tabu ist - und vor allem für Männer: "Ich bin chronischer Nichttänzer." Es gibt Herren, die mit diesen Worten bei Bällen, Betriebsfesten und ähnlichen Anlässen mit Tanz allen Ernstes Damen einen Korb geben, wenn sie von ihnen zum Tanzen aufgefordert werden.

Beides ist unhöflich - und erniedrigend für die Dame, die sich so weit aus dem Fenster gelehnt hat und den Herrn zum Tanzen aufgefordert hat. Das darf Frau nämlich heute, jedenfalls bei Privateinladungen und Betriebsfesten - aber nicht bei offiziellen Anlässen.

Da lobe ich mir die Angehörigen des Militärs, gleichgültig welcher Nation. Die können nämlich alle tanzen, und zwar richtig gut. Als gehöre es zu ihrer Grundausbildung. Die Grundregel ist: Jeder Herr tanzt mit jeder Dame am Tisch. Mindestens mit seinen beiden Nachbarinnen.

Da lobe ich mir die Angehörigen des Militärs, gleichgültig welcher Nation. Die können nämlich alle tanzen, und zwar richtig gut. Als gehöre es zu ihrer Grundausbildung. Die Grundregel ist: Jeder Herr tanzt mit jeder Dame am Tisch. Mindestens mit seinen beiden Nachbarinnen.

Wem gebühren weitere Pflichttänze? Der Partnerin des Gastgebers, der eigenen Begleiterin - egal, wo sie sitzt; denn Paare sitzen - so legt es die offizielle Tischordnung fest - stets getrennt. Wer absolut nicht tanzen kann, warum auch immer, muss sich entschuldigen: "Bitte, verzeihen Sie mir, aber ich tanze nicht." Oder: "Jahrelang habe ich mir Mühe gegeben, und nun habe ich entschieden, nicht mehr zu tanzen."

Der Ton macht die Musik, Mann wie Frau dürfen dem anderen nie das Gefühl geben, wie ein begossener Pudel dazustehen. Wer schlechte Laune hat, sollte gleich fernbleiben. Niemand darf anderen ihr Fest damit verderben. Darüber hinaus gilt: Niemand darf alleine am Tisch sitzen gelassen werden. Auch nicht die einzelnen Nichttänzer, die sitzen bleiben, wenn alle anderen die Tanzfläche erstürmen. Situationen wie so eine zeigen: Guter Stil hat wenig mit Regeln, aber viel mit Sensibilität für andere zu tun.

Wer ein Fest organisiert, an dem Teilnehmer aus allen möglichen Nationen dabei sind, sollte bedenken, dass Paartanzen etwas sehr Europäisches ist. Die meisten Amerikaner können keinen Wiener Walzer tanzen. Und für Asiaten ist so genanntes Ballroom Dancing eine neue Tanzform, die zwar populär, aber noch wenig verbreitet ist. Sie empfinden sehr laute Musik als unangenehm, ihre Musik ist so leise wie unsere Hintergrundmusik. Je internationaler die Gästeliste, um so länger sollten die Pausen und umso kürzer die Tanzintervalle sein - außer wenn die meisten Gäste Lateinamerikaner sind. Was Gastgeber für Gäste tun sollten, die partout nicht tanzen? Ihnen ein tanzfreies Refugium bieten wie eine Bar mit tiefen Sesseln. Hauptsache, jeder fühlt sich wohl.

Von Claudia Tödtmann

Geschichte der T​änze

(Öffnen und Schließen der Tabs durch Anklicken des jeweiligen Pfeils)

Der Quickstep: Das sprühende Leben in seiner getanzten Form

Der Quickstep berauscht, bezaubert und beschwingt, aber er verliert nie seine Contenance. Er lockert und befreit, aber er behält immer se​inen Fluss. Er berauscht und schlägt in seinen Bann, aber er entfesselt nicht. Er ist offen und modern, aber er vergisst nie seine Herkunft. Er ist heiter und lustig, aber er wirkt niemals vulgär. Der Quickstep ist ein heiterer Tanz. Er ist das sprühende Leben, deshalb ist er unbestritten einer der beliebtesten Tänze beim zuschauenden Publikum.

Die ausführliche Geschichte des Quicksteps Der Quickstep ist eine Formerweiterung des Foxtrotts und damit auch ein Vertreter des Englischen Stils. Seine Wurzeln liegen wie beim Foxtrott im Ragtime und damit ebenfalls in Nordamerika. Diese beiden Tänze haben kein Charisma wie beispielsweise der leidenschaftliche Tango oder der aristokratische Wiener Walzer. Das begründet sich aus ihrer Herkunft: Die Tänze aus der Foxtrott-Familie sind keine gewachsenen, sondern konstruierte Tänze - und wenn man es genau nimmt, nichts weiter als in künstliche Form gebrachte natürliche Bewegung. Dennoch haben beide Tänze ihre geliebten und begehrten Merkmale und verfügen über eine ganz besondere Ästhetik - obwohl sich beide erheblich von einander unterscheiden: Der Foxtrott ist englisch konservativ; der Quickstep liebt dagegen den modischen Look, der sein Publikum gelegentlich in Begeisterungstürme versetzt. Das kann sogar so weit gehen, dass konservative Kreise den Quickstep bis weit in die Gegenwart als unvereinbar mit dem Englischen Stil bezeichneten. Der Quickstep ist also ein Tanz, der durchaus polarisieren kann. Das macht ihn sympathisch; trotzdem ist und bleibt er "very british".
Ab 1924 tanzte man den Foxtrott bereits mit 50 Takten pro Minute. Dieses schnelle Tempo verhinderte jedoch große, offene Schritte wie es der Slowfox ermöglicht. Ein gewisser J. Bradley empfahl daher statt eines Dreierschritts einen einfacheren Gehschritt. Das war sozusagen die Befruchtungsphase des Quicksteps. Dieser Name wurde von den beiden Tanzlehrern Pierre und Prucell vorgeschlagen. Der neue Tanz musste aber erst einmal schwanger gehen, weil gleichzeitig ein anderer Tanz wie ein Blitz einschlug: der Charleston, er war der direkte Konkurrent im Segment für schnelle Gesellschaftstänze. 1925 brach ein regelrechter Charlestonrausch aus. Dieser Tanz, mit seinen schnellen Kicks nach außen und mit seinen nach innen gedrehten Füßen, war aber ein Platztanz und lief dem englischen Bewegungsgefühl in seinen Grundfesten zuwider. Also verpassten die Engländer dem Charleston kurzerhand ihre Auffassung eines schnellen Tanzes und verbannten beispielsweise die typischen Kicks.
In dieser Form verdrängte der Charleston den Onestep, den Vorläufer des Foxtrotts, fast völlig. Zwar wurde der Onestep noch auf der Weltmeisterschaft 1925 getanzt, aber bereits zur nächsten Weltmeisterschaft 1927 kam das Aus für ihn. An seine Stelle trat der Foxtrott, der allerdings mit flachen Charlestonschritten unterlegt war. Der Name dieser neuen Variante war zunächst "Quickstep Foxtrott and Charleston." Die Bezeichnung "Quickstep" erschien in dieser Form zum ersten Mal 1927 auf der internationalen Tanzbühne. Das war die eigentliche Geburtsstunde des Quicksteps. Allmählich verlor dieser Tanz die Kniebewegungen, die noch für den Charleston bezeichnend waren. Ab 1928 sprach man entweder nur vom Quickstep oder nur vom Foxtrott. Quickstep und Foxtrott emanzipierten sich ab jetzt endgültig. Schließlich trennte die große Konferenz von 1929 beide Tänze klar von einander. Dem Quickstep wurde das Chassé zugewiesen, der Foxtrott erhielt seine charakteristisch offenen Schritte.
Der Charleston hinterließ allerdings noch eine kleine Spur im Quickstep: Das typische Beine werfen verschwand zwar völlig und die Knie wurden auch nicht mehr gebeugt, aber immerhin noch wie beim Charleston gelockert. Nach 1930 verschwand auch dieser letzte Rest vom Charleston und es kamen bis 1935 viele andere neue Figuren hinzu: die Rechtsachsendrehung, die Linksachsendrehung, die Chassélinksdrehung, den Ziehschritt, der gelaufene Zickzack und viele weitere. Das sind die Figuren, die zu den Standardschritten zählen. Der typische Charlestonschritt von 1932 war für immer verschwunden. Die komplette Rechtsdrehung war ohnehin nie richtig populär und wurde komplett durch die Achsdrehung ersetzt. Hinzu kamen die Einflüsse der neunen Swing-Musik aus den USA, die den Quickstep nach 1930 rhythmisch lockerer und damit tanzbarer werden ließen.

Der Quickstep ist ein beliebter Tanz für das zuschauende Publikum. Er hat zwar nicht die Würde der anderen Tänze des Englischen Stils, aber er wirkt leicht, schwerelos, übermütig und verbreitet stets eine prächtige Laune vor allem unter den Zuschauern. Im Gegensatz zum Foxtrott ist er viel mehr dazu bereit, spontan fremde Einflüsse von außen stilistisch in sich zu verarbeiten. Der Foxtrott ist bescheiden und will sich nicht aufdrängen; er kennt auch keine raffinierten Tricks; er möchte lieber vornehm erscheinen und wie ein englischer Gentleman wirken. Dieses Understatement gehört zu seinen prägensten Eigenschaften.
Der Unterschied zwischen seinen Slows und Quicks darf jedoch nie betont werden, damit das feierliche, gleichmäßige Schreiten hervortreten kann. Der Quickstep dagegen ist lieber modisch. Er ist spontan, offen, heiter ohne jedoch sein Wesen zu verlieren. Sein Grundthema sind die geschlossenen Füße in der Bewegung - und der Chassé ist und bleibt sein einziger Grundschritt. Ihm fehlt das würdevolle, gleichmäßige Gleiten; dagegen überrascht er seine Zuschauer mit ausgesprochen lustig hüpfenden Schritten. Was aber nicht bedeuten soll, dass auch der Quickstep nicht flüssig und fließend getanzt werden muss. Hierin liegt die besondere Herausforderung für das Paar. Er hat keine Pausen - und aus diesem Grund vollzieht er auch keine ruckartigen oder abgehackt wirkenden Bewegungen. Der Quickstep ist wohl der quirligste unter allen "Standardtänzen"; er ist schnell und dynamisch in seinen progressiven Bewegungen, lebhaft auch in seinen charakteristischen Hüpfschritten. Er gehört heute wohl unbestritten zu den beliebtesten modernen Gesellschaftstänzen. Seit 1928 ist der Quickstep ein Turniertanz und seit 1963 im Welttanzprogramm.

Dance Art direct © 2010

˄
Der Wiener Walzer: Ein Tanz mit aristokratischem Glanz

Johann Strauß Sohn, Kaiser Franz Josef und Sissi, der Glanz dieser Namen schiene nur zur Hälfte, wenn es den Wiener Walzer nicht gäbe. Er ist das musikalische Synonym für die österreichische Donaumonarchie. Der Wiener Walzer vertritt das kontinentale Europa bei den Turniertänzen und steht mit seinem Schwung, seinem aristokratischen Glanz und mit seiner alten Tradition den anderen Tänzen im weltweiten Turnier in nichts nach. Hier erfahren Sie alles über den Wiener Walzer.

Die ausführliche Geschichte des Wiener Walzers
Der Wiener Walzer hat zweifellos die längste Tradition aller Turniertänze. Seine Vorläufer gehen zurück bis in das 12. Jahrhundert. Schon im mittelalterlichen Reigen, der damals dominierenden Tanzart in Mitteleuropa, bildete die finale Drehung der Tanz-Paare den krönenden Abschluss. Diese komplette Drehung charakterisiert den Wiener Walzer. Der direkte Ursprung dieses Drehtanzes führt zurück auf den Ländler, den Deutschen, den Dreher und den Schleifer. All diese Tänze waren ländliche Volkstänze im bayerischen und österreichischen Raum des 18. Jahrhunderts. Als die Stadtbewohner diese Tänze übernahmen, änderte sich deren Charakter grundlegend; sowohl in musikalischer als auch in choreografischer Hinsicht.
Das Tempo wurde schneller und das volkstümliche Hüpfen der Schritte wurde durch fließend elegante Gleitschritte ersetzt. Ein neuer Tanzstil war geboren. Zu einem eigenständigen Tanz entwickelte sich der Walzer jedoch erst zum Ende des 18. Jahrhunderts. Das Bürgertum erkannte diese neue Tanzpraxis als Ausdruck einer freieren Lebenshaltung gegenüber den erstarrten Konventionen aristokratischer Tänze. Der Tanzstil wurde lebhafter und passte perfekt zum steigenden Selbstbewusstsein des aufkommenden Bürgertums. Im Walzer konnten die Tänzer jede Kontenance ablegen und ihren Emotionen freien Lauf lassen. Die Aristokratie pflegte bis dahin an Ihren Höfen langsame Tänze mit sehr starren, festgelegten Zeremonien, die keine Freiheiten erlaubten.
Während die aristokratischen Tänze distanziert, lediglich mit einer leichten Berührung der Hände getanzt wurden, umschlangen sich die Tanzpartner im Wiener Walzer regelrecht. Die Hände des Mannes ruhten nun auf den Hüften der Frau und beide sahen sich tief in die Augen. Die Emotionen wurden nicht mehr unterdrückt. Eine subtile Erotik konnte sich entwickeln. Der neue Tanz traf aber wegen dieser Freiheiten auch auf heftigste Widerstände. Er wurde als zu anrüchig diskreditiert. Es galt beispielsweise als unschicklich, dass man die Fußknöchel der Damen sah. Deshalb wurde er sogar verboten! Trotzdem eroberte der Wiener Walzer die Ballsäle im Sturm und schließlich nahm ihn auch die feine Gesellschaft begeistert auf. So setzte er sich langsam auch an den Höfen durch. Auf dem Wiener Kongress von 1814-15, als Europa nach den napoleonischen Kriegen neu geordnet wurde, feierte auch der Wiener Walzer seinen ersten großen Triumph.
Hier begann sein Siegeszug um die Welt. Im Wien der Donaumonarchie erhielt er die klassische Ausprägung. Der Walzerrhythmus wurde nun von der ernsten Musik aufgegriffen. Mit der Komponisten-Dynastie Strauß und mit Joseph Lanner erreichte der Wiener Walzer die klassische Periode. Vor allem Johann Strauß Sohn gelang die Formerweiterung und Veredelung des Tanzwalzers. Der Wiener Kaiserhof der k.u.k-Monarchie adelte schließlich den Wiener Walzer und erklärte ihn für gesellschaftsfähig. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wuchs die Beliebtheit des Walzers stetig weiter. Selbst die Modetänze unserer Zeit konnten ihn nicht verdrängen. Es gab im 19. Jahrhundert viele weitere Varianten des Walzers: den Französischen Walzer, den Polnischen Mazurkawalzer, den Ungarischen Walzer, den Mexikanischen Walzer sowie den Musettenwalzer, der eine Verbindung der Musette aus dem 17. Jahrhundert mit dem Walzer war. Zu erwähnen sind noch der Balance-Walzer und die Redowa, zwei weitere Walzer-Variationen am Ende des 19. Jahrhunderts.
In den 1920er-Jahren starb der Wiener Walzer urplötzlich fast aus. Modernere Tanzformen aus Lateinamerika eroberten die europäischen Tanzsäle. Und in England war der Wiener Walzer ohne hin nie richtig heimisch, dort tanzte man lieber Boston und den Langsamen Walzer, die jedoch beide nachhaltig vom Wiener Walzer beeinflusst wurden. Eine Katastrophe für den Wiener Walzer, weil ausgerechnet England in dieser Zeit zur weltweit bestimmenden Tanznation aufstieg. Es ist das Verdienst von zwei Männern, dass der Wiener Walzer in späterer Zeit wieder gesellschafts- und turnierfähig wurde: Der ehemalige k.u.k.-Offizier Karl von Mirkowitsch und der Nürnberger Tanzlehrer Paul Krebs. Mirkowitsch war einer von vielen k.u.k-Offizieren, die sich nach Abschaffung der Donaumonarchie als Tanzlehrer etablierten. Er machte den Wiener Walzer zum Turniertanz. Und 1938 wurde er durch ihn sogar in das internationale Turnierprogramm aufgenommen.

Paul Krebs fusionierte 1951 die altösterreichische Walzertradition erfolgreich mit dem Englischen Stil. Beim Tanzfestival in Blackpool im selben Jahr feierte er damit große Erfolge und im selben Jahr wurde der Wiener Walzer auch in die Gruppe der Standardtänze aufgenommen - und seit dem gibt es sogar unter den englischen Tänzern Anhänger des Wiener Walzers. Nicht nur deshalb, weil dieser Tanz jetzt Bestandteil von Welt- und Europameisterschaften und allen anderen Turnieren ist.
Der Rhythmus wird in erster Linie durch die Körperdrehung interpretiert. Er ist geprägt durch starke Höhen und Tiefen. Die Musik ist schnell fließend und temperamentvoll schwingend. Er wird mit 60 Takten pro Minute getanzt. Weil der Wiener Walzer die meiste Kondition erfordert, ist er eine halbe Minute kürzer als die anderen Standardtänze.

Tempo: 56-62 Takte/Minute
Turniertempo: 60 Takte/Minute Rhythmus
Schritt 1 und 4 jeweils auf den 1. Schlag im Takt.
Alle Schritte sind gleichmäßig, auf jeden Taktschlag
1 Schritt, daher gleichbleibender Rhythmus.

Dance Art direct © 2010

˄
Der Langsame Walzer: Ein deutscher Tanz in englischem Glanz

Der Langsame Walzer ist ein Tanz des Herzens. Er kommt aus der Seele, weil er so sentimental ist. „The Waltz“, wie er englisch genannt wird, ist trotz seiner englischen Prägung sehr deutsch – und sehr romantisch. Diese Eigenschaften sind immer zu spüren, obwohl er von den nüchternen Engländern geformt wurde. Das Paar will mit dem Langsamen Walzer den Raum nicht erobern, es will im Raum der Unendlichkeit versinken.

Die ausführliche Geschichte des Langsamen Walzers:
Der Langsame Walzer ist ebenfalls ein Kind der Englischen Schule. Der Wiener Walzer dagegen hatte in England nur eine verschwindend kleine Schar von Anhängern. Er wurde bis 1914 ausschließlich in der englischen High Societey getanzt. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges mussten jedoch die überwiegend österreichischen Walzer-Kapellen die Koffer packen – und die nahmen „ihren“ Wiener Walzer gewissermaßen gleich mit. Das hatte fatale Folgen für den Wiener Walzer, er verschwand damit de facto von der Bildfläche – auch aus Deutschland.
Der Walzer war bis 1929 so gut wie tot. Nur in seiner Heimat Österreich glimmte er als Volkstanz weiter und überdauerte dort in dieser Form die vielen Jahrzehnte bis zu seiner Wiederbelebung. In der Zwischenzeit etablierte sich sein jüngerer Verwandter, der Langsame Walzer. Der soll angeblich aus dem Tanz „Boston“ entstanden sein, der um 1912 den Wiener Walzer fast völlig verdrängt hat. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Vielmehr könnte man sagen, dass beide Tänze den selben Ursprung haben. Als der Langsame Walzer auch in die USA nach Boston kam, hatte er bereits sehr viel von seinem älteren Bruder übernommen. Während der Boston vor dem Ersten Weltkrieg in Europa ebenfalls zum aussterben verurteilt war, erblickte der Langsame Walzer das Licht der Welt.
In Kriegszeiten spielen aber Tänze naturgemäß eine eher untergeordnete Rolle. Also musste es bis 1918 dauern, bis die Menschen wieder Lust am Tanzen hatten. Bald tanzte man wieder! Man tanzte auch Walzer! Doch diesmal im langsamen Tempo, im Tempo des Bostons, mit Figuren des Bostons, aber eben keinen Boston! Und auch keinen Wiener Walzer! Es entwickelte sich ein neuer Grundschritt – und zwar mit den für den Boston typisch offenen und geschlossenen Wechseln vorwärts und rückwärts, mit Drehungen und Zögerschritten. Es dauert noch einige Jahre, bis sich diese neue Walzervariante durchsetzte. In England war gerade der Foxtrott mit seinen passings steps groß in Mode. Dieser Schritt beeinflusste auch den Langsamen Walzer stark.
Vom ursprünglichen Charakter des Walzers blieb bald so gut wie nichts mehr übrig. Das war der Standard bis 1921. Die Engländer reformierten und reglementierten in diesem Jahr so gut wie alles, was man tanzen konnte. Auf der „Großen Konferenz“, die aus mehreren kleineren Konferenzen bestand, stand auch der Walzer auf der Agenda. In der 3. Konferenz im Oktober 1921 sprach man sich eindeutig dafür aus, dass der Walzer ein Walzer bleiben müsse. Vorwärts, Rückwärts, in der Drehung, alles sollte wieder geschlossen getanzt werden. Ab jetzt waren die geschlossenen Wechsel, die Rechtsdrehung und die Linksdrehung als Grundfiguren endgültig etabliert. Offene Wechsel durften ab sofort nur noch in Ausnahmefällen vorwärts getanzt werden. Rückwärts sind sie noch heute als eine Standardfigur erlaubt.
Um der Verwechslungsgefahr zwischen Foxtrott und Langsamen Walzer entgegen zu wirken, verbannte man die passing changes aus dem Foxtrott. Und so besann man sich wieder sehr gezielt auf das Wesen des alten Walzers. Der große Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Walzer besteht darin, dass der moderne Walzer bei der Drehung viel mehr Fläche benötigt. Während der Drehung wird gleichzeitig auch der Raum erobert. Der neue Walzer ist demnach ein weiträumiger Tanz und zugleich auch ein (deutscher) Drehtanz. Diese Fusion des Alten mit dem Neuen ist typisch für den progressiven Englischen Stil und prägt den Charakter des Langsamen Walzers bis heute.
Auch vom Boston wurde dieser neue Tanz scharf getrennt. Für den Langsamen Walzer gilt: ein Schritt auf einen Taktteil, beim 3. Schritt die Füße schließen, passing stepp nach Möglichkeit nur beim Rückwärtsschritt. Diese neue Schreittechnik dient der progressiven Bewegung. Im Jahr 1926 wurde der in Deutschland noch lebende Boston ebenfalls suggsessive durch den Langsamen Walzer verdrängt. Der alte Walzer war in den 1920iger Jahren nicht mehr existent. Drehungen waren nicht mehr gefragt. Man strebte nach Vorwärts, nur nach Vorwärts.
Erst zu Beginn der 1930iger Jahre hellte sich die Stimmung für den Walzer wieder auf. Ab der Großen Konferenz 1929 schaute die junge deutsche Tanzlehrergeneration ganz gezielt von den Engländern ab, die nach wie vor die Führung in der Tanzszene hielten. Ein Engländer namens Silvester brachte den Deutschen behutsam den Langsamen Walzer bei, der damals übrigens schlicht „Moderner Walzer“ genannt wurde. In den neuen Choreographien um 1930 hieß es immer: nach Bradley, nach Silvester, nach Ford, nach Stern oder nach Smith. Diese großen Namen des Englischen Stils wurden immer bekannter und prägten die weltweite Tanzszene. Die zweite Große Konferenz im Jahr 1929 standardisierte den Langsamen Walzer endgültig. Der Walzer in seiner klassischen Ausprägung wurde in der Konferenz übrigens komplett ignoriert. Damals hieß der Tanz noch „the valse“, denn für einen aufrechten Engländer gab es nur diese einzige Walzerform. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterschied man zwischen dem schnellen und dem langsamen Walzer, zwischen dem Wiener Walzer, der aus seinem langen Dornröschen-Schlaf wieder wach geküsst wurde, und dem Langsamen Walzer.

Teilte man die Tänze des Englischen Stils nach dem Grad und der Weiträumigkeit der Vorwärtsbewegung ein, so käme der Tango an letzter Stelle, denn seine Bewegung wird immer wieder unterbrochen. Dagegen haben der Slow Fox, und der ihm folgende Quickstep, den stärksten Bewegungsgrad. Der Slowfox verkörpert die formvollendete Variante des Englischen Stils.
Der Langsame Walzer stünde dann exakt zwischen den beiden Polen „Tango“ und „Foxtrott“. Er verbindet die raumgewinnende englische Bewegungstechnik mit der deutschen Drehtanztechnik. Er ist dadurch weicher, schmelzender, weiblicher und vom kühlen, sachlichen Foxtrott weit entfernt.
Ihn kennzeichnen seine sehr weichen Bewegungen und seine rhythmischen Schwingungen von einem Höhepunkt zum Nächsten. Das erfordert ein Maximum an Koordination und ein ausgeprägtes Gefühl für die Harmonien in der Musik. Er ist seit 1929 Turniertanz und seit 1963 im Welttanzprogramm.

Rhythmus: Schritt 1 und 4 immer auf den 1.Takt. Meist folgt ein Schritt auf einen Taktschlag
Tempo: 29-34 Takte pro Minute
Turniertempo: 30 Takte pro Minute

Dance Art direct © 2010

˄
Der Slowfox: Englische Eleganz erobert die Welt

Der Slowfox steht für die „Englische Tanzkultur“ per se. Mehr noch, mit seiner Entstehung aus dem Foxtrott in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stieg England zur dominierenden Nation im Turniertanz auf. Dort fanden die ersten Weltmeisterschaften statt und englische Tänzer stellten die ersten Champions.

Wer die Entwicklung des Slowfox kennt, kennt die Geschichte der Turniertänze.

Die ausführliche Geschichte des Slowfox:
Der Foxtrott, aus dem sich später der Slowfox entwickelte, entstand zwischen 1910 und 1915 aus dem Ragtime in Nordamerika. Er nahm aber auch Elemente des Onesteps, Twostepps und des Castle Walk auf. Mit seinen schnellen und langsamen Schritten, die auf natürlichem Gehen beruhen, wurde er zum Wegbereiter des "Englischen Stils". Die Herkunft des Namens ist heute nicht mehr eindeutig zu bestimmen, da sich die Quellen zu sehr widersprechen. Wahrscheinlich geht der Name Foxtrott auf den Schauspieler Harry Fox zurück, der in seiner Variete-Tanz-Show "Harry Fox & the Zigfeld Follies" den Ragtime mit vielen Schritten aus dem Onestep und Castle Walk verband. So tauchte der Foxtrott im Sommer 1914 erstmals in den USA auf und mit seinem populären Varieté verbreitete Fox diesen Tanz schnell in der Öffentlichkeit.
Die populärste Herleitung des Namens, die Anspielung auf den Gang des Fuchses, ist vermutlich falsch. Der Ragtime als Urvater des Foxtrotts, war die erste Musikrichtung aus den USA, die jemals auf Tonträgern veröffentlicht wurde; somit verkörpert er eine bedeutende Epoche in der amerikanischen Unterhaltungsmusik. Im Zeitraum von 1897 bis 1917 dominierte er die amerikanische Musikszene und entwickelte sich wie fast alle amerikanischen Musik- und Tanzrichtungen aus dem Leid afrikanischer Sklaven, die so in der Neuen Welt ihr Schicksal verarbeiteten. Im Blues und im Jazz, die Musik der Schwarzen, stecken deshalb wiederum die Wurzeln des Ragtimes.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kam der aus dem Ragtime entstandene Gesellschaftstanz Foxtrott nach England. Dort fand 1915 der erste Foxtrott-Ball statt. Der Foxtrott wurde bald zum bedeutendsten Vertreter für viele Geh- und Schreittänze. Er nahm dabei weitere Bestandteile anderer Modetänze auf, die noch heute sichtbare Spuren hinterließen. Es waren vor allem englische Tanzlehrer, die in den 1920er-Jahren die Gesellschaftstänze neu definierten und neue Techniken schufen. Auf der großen Konferenz englischer Tanzlehrer 1920 wurden die Grundlagen für viele neue Tänze geschaffen. Komplizierte Tanzfiguren wurden für die breite Öffentlichkeit vereinfacht. So entstand 1921 der erwähnte "Englische Stil", der sich vor allem durch „normale“ Gehbewegung charakterisiert.
Dieser relativ einfache Charakter hat sich als Basis für den Standardtanz durch- gesetzt. Kurz darauf gewann 1922 Victor Silvester als erster Mensch eine Tanz-Weltmeisterschaft, die natürlich in London stattfand. London etablierte sich schnell zur Welthauptstadt aller Standardtänze. Seit dem dominieren englische Tänzer die Tanzszene weltweit. Ab 1923 traten mehr und mehr fließende Bewegung an die Stelle der vorher eher marschartigen Schritte. Das Tanztempo wurde stetig schneller. In der Queen's Hall in London kam es 1923 zu einer weiteren Weltmeisterschaft, auf der auch Foxtrott getanzt wurde. 1924 trennte man schließlich den langsamen vom schnellen Foxtrott und nannte die neuen Tänze „Slowfox“ und „Quicktime“. Der Slowfox erblickte das Licht der Tanz-Welt. Beide neue Formen wurden in das neu entstandene Turniertanz-Programm aufgenommen.
Die Tanzausführungen des Slowfoxes zeichnen seit dem weite Schwünge mit progressiven Drehungen und langgestreckten Wellen aus, die nicht zum Stillstand kommen dürfen. Das Paar muss möglichst gleichmäßig und ohne jegliche Stopps über die Tanzfläche gleiten. Der Slowfox benötigt deshalb viel Platz und ist in der Öffentlichkeit ohne ausreichende Räumlichkeiten kaum tanzbar. Er ist auch deshalb sehr schwierig zu tanzen, weil er den Tänzern sehr viel Körperbeherrschung abverlangt und gleichzeitig nicht langweilig wirken darf. Das ist der Grund, warum der Slowfox erst ab einer fortgeschrittenen Ausbildungsstufe gelehrt wird.
In den folgenden Jahren entstand durch die Kommerzialisierung des Foxtrotts viele weitere Kombinationen. Es entwickelten sich der Marsch-, Blue-, Western-, Tango-, Samba-, Hawaiian-, Country-, Polka-, Beat-, Oriental- und viele andere Fox Variationen. Im Jahr 1929 kam es zu einer zweiten Sitzung aller britischen Tanzlehrer: zur so genannten “Great Conference". Für den Onestep, Slowfox, Tango, Blues und Walzer wird ein einheitlicher "Standard" festgelegt. So entwickelte sich der deutsche Begriff für die heutigen Standardtänze. Auf dieser wegweisenden Konferenz wurden sowohl die Figuren als auch die Tempi der einzelnen Tänze bestimmt. Die Entwicklung unserer modernen europäischen Standardtänze ist also eng an die Entwicklung des Slowfox gebunden

Der Foxtrott wurde 1963 in das Welttanzprogramm aufgenommen, das für alle Tanzschulen weltweit verbindliche Regeln aufstellt. Der Slowfox dagegen gehört leider bis heute nicht dazu. Während man den Tango und Wiener Walzer unter den Standardtänzen eher zu den "Volkstänzen" zählt, zählt der Foxtrott – und damit auch der Slowfox– zu den „konstruierten“ Tänzen. Viele künstliche Drehungen, die körpernahe Tanzhaltung und das Heben und Senken erfordern in diesen Tanzarten großes Können. Deshalb verzichtet man bei der Einführung von Anfängern auf komplexere Schrittfolgen.

Tanzausführung: 4/4Takt
Tempo: 28 - 34 Takte/Minute
Turniertempo: 30 Takte/Minute
Rhythmus: Langsamer Schritt: 2 Taktteile, schneller Schritt: 1 Taktteil Gehschritt
langsam schnell schnell langsam schnell schnell
Tanzhaltung und Fußtechnik: Standard-Tanzhaltung. Die Fußarbeit entspricht der natürlichen Gehbewegung. Die Vorwärtsschritte werden mit der Ferse aufgesetzt. Für die Grundstufen des Allgemeintanzes gibt es keine vorgeschriebenen Tanzfiguren, da der Slowfox nicht zum Welttanzprogramm gehört.

Dance Art direct © 2010

˄
Der Samba: Brasilien tanzt!

Samba ist Brasilien. Brasilien ist Samba. Samba ist im Land des fünffachen Rekord-Fußballweltmeisters noch viel wichtiger als Fußball. Nur so kann man die Bedeutung des Sambas für dieses Land ermessen. Er verbindet arm und reich, schwarz und weiß, alt und jung. Hier erfahren Sie, woher dieser Tanz kommt und warum er soviel für die Brasilianer bedeutet.

Die ausführliche Geschichte des Sambas:
Das Bantu-Wort "Semba" aus Angola bezeichnet die „Bewegung des Nabels". Und in der Tat: Die erotischen Kreisbewegungen um das Becken sind typisch für den Samba. Den Europäern im 19. Jahrhundert erschien das zunächst sehr unsittlich. Doch gerade in diesen geschmeidigen Bewegungen, kombiniert mit schnellen Schrittwechseln, liegt die lebensbejahende Leichtigkeit, die den Samba so auszeichnet. Seine Heimat liegt unbestritten in Westafrika und kam wie viele andere Tänze mit den ersten Sklavendeportationen im 16. Jahrhundert nach Amerika.
Heute dient der Begriff „Samba“ als Oberbegriff für etwa einhundert verschiedene Tanzarten aus Brasilien. Die Inhalte des Sambas bilden die Wünsche und Träume der unterprivilegierten Schichten ab, die sich mit dem Ende der Sklaverei 1888 um die großen Städte Brasiliens ansiedelten. Jedoch entdeckte die Politik in den 1930er Jahren zunehmend auch das riesige Potential für politische Agitation. Das führte zur staatlichen Duldung und war für den Samba der endgültige Durchbruch auf den Straßen Brasiliens. Heute beherrscht, nein, durchdringt der Samba das kulturelle Leben Brasiliens. Und er bildet mit dem brasilianischen Karneval eine untrennbare Einheit.
Im 17. Jahrhundert brachten die Portugiesen den Karneval unter seiner alten Bezeichnung „Entrudo“ nach Brasilien. Ab 1840 wurden daraus Festveranstaltungen, die in vornehmen Ballhäusern stattfanden. Dabei entstanden die ersten Karnevalsgesellschaften, die noch heute sehr finanzkräftig sind. Der Beginn des modernen Sambas und die spätere Vereinigung mit dem Karneval, läßt sich sehr  genau um das Jahr 1917 datieren: Ernesto dos Santos ließ damals das Lied „Pelo Telefone“ unter der Bezeichnung „Samba Carnevalesco“ eintragen. Es wurde ein Hit. Später wurden viele weitere Lieder unter der Bezeichnung Samba verfasst. In dieser Zeit grenzte sich der Samba noch nicht von den populären Tänzen „Maxixe“ und „Marcha“ ab. Erst der „Samba-de-Roda“ kann als der erste moderne Samba bezeichnet werden und ist die ursprünglichste Samba-Form. Dieser "Samba im Kreis" stand damals noch als Inbegriff für den Samba im Allgemeinen. Typisch für diesen Samba ist demnach ein Kreis, den die Tänzer bilden und beim Tanzen abwechselnd Solo und Refrain singen.
Dieser Tanz kommt vollständig ohne Instrumente aus. Begleitet wird er lediglich durch rhythmisches Klatschen. Wichtig für den Samba-de-Roda ist die 16-pulsige "time-line". Diese asymmetrisch strukturierte Rhythmusformel heißt wie in der kubanischen Rumba "Clave". Sie wird meist auf hoch klingenden Instrumenten wie Glasflaschen, Glocken oder einfach durch Klatschen ausgeführt. Bald entstanden zahlreiche weitere Samba-Arten wie der Sambolero, der Samba de Breqe, der Samba-Coro, der Samba-Cancao oder der Samba-Enredo. Letzterer ist jener Samba, für den im Karneval extra komponiert wird. Die Sambaschulen führen jedes Jahr auf Ihren Zügen 90 Minuten ihr eigenes Thema (Enredo) vor, das praktisch ein ganzes Jahr lang mit enormen Aufwand vorbereitet und einstudiert wird. Dann wird eine ganze Woche lang bis zum Umfallen gefeiert, getanzt und getrunken. Die sonst allgegenwärtigen Rassenschranken spielen in dieser Woche keine Rolle mehr. Arme und Reiche, Junge und Alte, Schwarze und Weiße feiern gemeinsam. Von den Lautsprecherwagen, den Trio Elétricos, dröhnen die Samba- Rhythmen. Alle Karnevalsgruppen sind auf den Straßen. Nach dem Abschiedskonzert am Aschermittwoch ist der Karneval zu Ende. Doch nur, um ein paar Tage später mit den Planungen und dem Einstudieren der Choreografien für das nächste Jahr zu beginnen.
Die goldene Ära des Sambas, die „Època de ouro“, ist mit dem Samba-Cancao verbunden. In der Mitte der zwanziger Jahre erkannte das Bürgertum mit der Erfindung des Radios, dass man mit dem Samba sehr viel Geld verdienen kann. Ab jetzt kontrollierten die Reichen den Samba. Obwohl die unterprivilegierten Schichten dadurch regelrecht ausgebotet wurden, profitierte der Samba davon. Hervorragend  ausgebildete Komponisten gaben dem Samba neue Impulse. So entstand der Samba-Cancao, bei dem der Text und der Gesang im Vordergrund war.
Dadurch konnten publikumswirksame Gesangsstars wie Noel Rosa, Braguinha, Lamartine Babo, Bahianer Dorival Caymmi  oder Arri Barroso aufgebaut werden. Barroso schuf den erfolgreichsten Samba-Hit überhaupt: den „Aquarela do Brasil“. Doch als der ultimative Star des Sambas gilt bis heute Carmen Miranda. Sie war Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin und hat in ihrem Leben etwa 300 Lieder aufgenommen. Ihre größten Erfolge waren „Tico Tico“ und „Que é que a baina tem“. In ihren Filmen spielte sie unter anderem mit Elizabeth Taylor, Dean Martin und Jerry Lewis. Ab 1940 lebte Sie ausschließlich in Hollywood, was ihr viele Kritiken einbrachte. Trotzdem säumten Hundertausende die Straße, als sie im Alter von nur 46 Jahren starb und in Rio de Janeiro beigesetzt wurde.

Der Samba ist seit 1959 Turniertanz und seit 1963 im Welttanzprogramm. Er wird  mit ineinandergreifenden, synkopierten Linien in Melodie und Begleitung gespielt.
Der einfachste Rhythmus ist eine aus Westafrika stammende Klatsch-Formel, die systematisch erfasst und aufgeschrieben wurde. Dieser Rhythmus ist noch heute in Gebrauch.
Der Samba kann von einem winzigen Ensemble genauso mitreißend gespielt werden, wie von den gigantischen Escolas de Samba in Rio mit über 5000 beteiligten.

Takt: 2/4 Takt 
Tempo: 50-58 Takte/Minute

Dance Art direct © 2010

˄
Die Rumba: In ihr pulsiert das afrikanische Herz Kubas

Die kubanische Rumba, ursprünglich ein erotischer Werbetanz, ist von allen lateinamerikanischen Tänzen am stärksten mit ihrer afrikanischen Heimat verwurzelt. Sie ist getanzter Rhythmus pur. Mehr über ihre Geschichte und über den Mann, der diesen faszinierenden Tanz in Kuba erlernt und für Europa gezähmt und kultiviert hat, erfahren Sie hier.

Die ausführliche Geschichte der Rumba:
In keinem lateinamerikanischen Tanz lebt die afrikanische Seele stärker als in der Rumba. Sie entstand jedoch in ihrer heutigen Form erst kurz vor der Abschaffung der Sklaverei in Kuba um 1880 in den Armenvierteln von Havanna und Matanaza. Ihre Anfänge reichen aber viel weiter bis in das 16. Jahrhundert zurück, also bis zur Ankunft der ersten Sklaven aus Afrika. Der ursprünglichste Rumba-Rhythmus ist der Yambú, der sich direkt auf uralte westafrikanische Tänze zurückführen läßt. Ausschließlich Percussions wie Kongas und Bongos aber auch Holzkisten aller Art dienen noch heute als Instrumente.
Der Rhythmus wird von drei Trommeln dominiert: der Slidor, der Tres Golpes und der Quinto. Die tiefste Trommel enthält das Timing während die mittleren und hohen Trommeln miteinander improvisieren. Bedeutung haben auch die Claves, zwei kleine Holzstäbe, die den Schlüssel für die Rhythmen liefern. Der Rumba ist ursprünglich ein erotischer Werbetanz und näher betrachtet wie viele lateinamerikanische Tänze mehr ein Oberbegriff für verschiedene Rhythmen wie Yambú, Columbia, Son, Bolero, Guaracha, Guagira, Naningo, Mambo, Beguine und den Guaguanco.
Der Guaguanco ist heute der bekannteste unter den Rumba Rhythmen und auch im Salsa gebräuchlich. Sein Gesang ist flüssiger und seine Rhythmen sind eingängiger als der Yambú. "Rumba" bedeutet soviel wie "Fest" oder "Tanz". Die Texte des Rumbas haben eine ähnliche Funktion wie die des Tangos in Argentinien oder des Raps in New York: auch sie sind Ausdruck der sozialen Verhältnisse des Volkes. Erst viel später wurde der Rumba kommerzialisiert und den europäischen und nordamerikanischen Hörgewohnheiten angepasst.
Einen maßgeblichen Anteil daran hatte ein junger Franzose, der unter seinem Künstlernamen Pierre bekannt wurde. Von ihm wurde der Rumba erst nach dem Zweiten Weltkrieg weiterentwickelt. Dabei studierte Pierre zunächst Ingenieurwesen in Zürich. Nach einem Unfall aber, bei dem er ein Auge verlor, zog er in den 1920er Jahren nach Paris. Dort verbrachte er die meiste Zeit in den dortigen Tanzsälen, wo er auf Kubaner, Argentinier, Brasilianer und Spanier traf, die zu ihren nationalen Originalkapellen tanzten.
Mitte der 20er gründete Pierre ein Tanzstudio am Picadilly in London. Mittlerweile kam Alcedes Castellanos nach Paris, ein kubanischer Bandleader. Mit ihm kam die Rumba gegen Ende der 20er-Jahre zum ersten mal nach Europa, wo er zunächst einen kräftigen Boom erlebte. Pierre hörte davon und ging sofort nach Paris zurück; er wollte unbedingt diesen neuen Tanz erlernen um sein Repertoire an lateinamerikanischen Tänzen weiter auszubauen. Jedoch erschien Pierre der aus dem Danzon entwickelte Grundschritt zu limitiert, weil er ihm zu wenig Ausbaumöglichkeiten bot. Also machte sich sofort daran, die Rumba weiter zu entwickeln.
Als Pierre mit seiner Partnerin im Jahre 1947 nach Havanna reiste, war gerade der Son (später wieder bekannt durch den Buena Vista Social Club) in den mittleren Bevölkerungsschichten und der Danzon in den höheren Klassen modern. Pierre arbeitete dort mit Pepe und Suzy Riviera zusammen, den damaligen Tanz-Champions in Kuba. Er schrieb fast alle der heutigen Rumba-Figuren auf, systematisierte sie und gab ihnen Namen. Allein dadurch hat er der Rumba große Verdienste erwiesen.
Pierre nannte den Rumba zunächst "Cuban Bolero", Son oder "Baile de Salon". Den ursprünglichen Grundschritt beschrieb er mit "Authentic Cuban System of Rumba" oder "Cuban System of Ballroom Rumba". Er beschreibt den ersten Takt noch mit der Anweisung "Hesitate" (zögern). Der Grundschritt wird durch ihn in eine Vorwärtsbewegung und eine Rückwärtsbewegung aufgeteilt. Zurück in England begann Pierre 1948 seine neu entwickelte Rumbavariante zu unterrichten. Jedoch mit unterschiedlichem Erfolg. Sein Timing wurde nicht überall gerne angenommen. Der Kommentar von Pierre: "Es wird fünf Jahre dauern, bis sie es annehmen". Es dauerte aber acht Jahre. Davon ließ Pierre sich nicht entmutigen, in den folgenden Jahren fuhr er zusammen mit seiner Partnerin Doris Lavelle und James Arnell wiederholt nach Kuba, um seine Technik zu verbessern.

Mit Pepe Llorenz und seiner Frau Aida (nach der eine bekannte Figur benannt ist) feilte Pierre kontinuierlich "an seiner" Rumba weiter. Schließlich stellten Pierre und Lavelle 1955 die "Kubanischen Rumba" vor.
Die Rumba ist trotz ihrer afrikanischen Herkunft der ruhigste Tanz unter den Lateinern. Man kann sie in zwei verschiedenen Arten tanzen: entweder als Viereck-, Square- oder Carré-Rumba oder eben den Cuban Style von Pierre.
Letzterer hat sich als Turniergrundlage durchgesetzt. Charakteristisch für diesen offenen Paartanz mit zum Teil sehr komplizierten Tanzfiguren sind die auf afrikanische Traditionen zurückgehenden Hüft- und Beckenbewegungen.

Takt: Die Rumba wird im 4/4-Takt mit der Betonung auf eins und drei gespielt.
Tempo: Auf Turnieren wird die Rumba mit 28 Takten pro Minute getanzt

Dance Art direct © 2010

˄
Der ChaCha: Tanzen ist wie Champagner trinken

Der ChaChaCha ist ein koketter Flirt auf dem Parkett. Man tanzt ihn sogar mit den Augen. Er ist fröhlich, sprudelnd und perlend wie eine Flasche Champagner. Man ist beim Tanzen voneinander entzückt – zusammen für einen Augenblick der Welt entrückt. Man provoziert sich gegenseitig und spielt miteinander. Doch man bleibt unverbindlich. Nach dem gegenseitigen Flirt – kommt die Trennung. Alles ist oberflächlich. Nichts ist von Dauer.

Die ausführliche Geschichte des ChaChaChas:
Der ChaChaCha wird den Latein- und Nordamerikanischen Tänzen zugeordnet. Wenn man ihn und seine Herkunft verstehen will, muss man zunächst den kubanischen Mambo näher betrachten, dessen unmittelbarer Abkömmling der ChaChaCha ist. Wobei man an dieser Stelle darauf hinweisen muss, streng zwischen der Musik und dem Tanz des Mambos zu unterscheiden: Die Mambo-Musik hat eine uralte Tradition, die tief aus dem Herzen Afrikas kommt. Der Mambo-Tanz dagegen ist eine künstliche Schöpfung. Die Mambo-Musik besteht aus einem komplexen Geflecht unterschiedlicher Rhythmen. Für ungeübte Ohren klingt das wie rhythmische Anarchie.
Das Wort „Mambo“ ist ursprünglich keine Bezeichnung für „Tanz“, sondern nichts anderes als eine afrokubanische Bezeichnung für „Polymetrie“. Jeder echte afrokubanische Tanz wird deshalb wie ein „Mambo“ getanzt – eben polymetrisch – und das bedeutet Rhythmus gegen Rhythmus. Die Musik klingt zunächst so, als ob jeder Musiker seinen eigenen Rhythmus anschlüge; als herrschte Chaos! Aber es ist kein Chaos! Das Ganze hat Ordnung. Der Mambo ist eine facettenreiche Komposition, in der sich jede scheinbar losgelöste Rhythmuslinie kunstvoll wieder harmonisch dem Ganzen unterordnet. Es ist eben eine Musik, die aus der großen Tradition ihrer afrikanischen Herkunft entstanden ist; der Mambo ist die Musik des Voodoos, eine Musik aus dem Volk.
Doch wie entstand dieser Tanz? Während des Zweiten Weltkrieges kamen kubanische Musiker nach New York. Dort war gerade Cuban Jazz groß in Mode. Das beeinflusste die Mambo-Musik der Kubaner erheblich. Vor allem die typische Betonung des Swing auf den 2. und den 4. Takt faszinierte sie. Aus diesen neuen Akzenten entstand eine neue Musik, und zu dieser entwickelte man quasi zwangsläufig einen neuen „künstlichen“ Tanz! Weil die Kubaner nach wie vor ihre Musik „Mambo“ nannten, bezeichneten sie den neuen Tanz ebenfalls „Mambo“, denn sie griffen dabei auf ihre kubanischen Schritte zurück.
Dieser originalkubanische Schritt wurde zum Grundschritt des Mambos. Das schnelle Tempo dieses Schrittes gab dem neuen Tanz etwas sehr dynamisches. Die Hüften werden auf die besagten 2. und 4. Takte schnell und ruckartig bewegt. Diese Art zu tanzen entspricht aber der Rumba. Und genau das sorgte nach dem Krieg für erhebliche Verwirrung, weil die Engländer unter der Bezeichnung Rumba am Mambo festhielten. Trotzdem unterschied man zwischen beiden Tänzen, denn außer der identischen Betonung hatten beide nur wenig gemeinsam.
Diese Verwirrung legte sich aber bald wieder; der rhythmisch so schwierige Mambo-Tanz geriet zugunsten seines Abkömmlings, dem ChaChaCha, bald wieder in Vergessenheit. Der ChaChaCha ist im Vergleich zu vielen anderen Turniertänzen sehr jung; sogar jünger als der Jive. Er wurde von Enrique Jorrin gegen 1953 in Havanna erfunden und damit ist er wie der Mambo eine künstliche Schöpfung. Der Name ChaChaCha ist Lautmalerei, eine sogenannte Onomatopoesie. Das Cha Cha Cha bezeichnet eine Art von Triole, die eindeutig und klar betont wird. Das Orchester benutzt dazu meist die Maracas, dessen Geräusche dem ChaChaCha sehr nahe kommen; es handelt sich dabei um mit Schrot oder Samen gefüllte Kürbisschalen.
Dieser prägnante, klare Rhythmus ist der große Vorteil, den die ChaChaCha-Tänzer gegenüber dem viel komplizierteren Mambo haben; gleichzeitig ist es auch jenes Merkmal, das beide Tänze eindeutig voneinander unterscheidet. Der ChaChaCha ist damit so etwas wie ein „Triple-Mambo“; was übrigens seine frühere Bezeichnung war. Eine Weitere lautete auch Mambo-ChaChaCha. Der ChaChaCha muss aber langsamer als der Mambo mit nur 36 Takten pro Minute gespielt werden, damit diese charakteristische Triole zur Geltung kommt. Ebenso wie der Mambo – oder die Rumba, ist auch der ChaChaCha wie ein erotisches Spiel zwischen dem Tänzer und seiner Partnerin; jedoch sollte man den ChaChaCha eher mit dem viel harmloseren Flirt vergleichen. Das Paar verbindet sich nicht, es gefällt sich vielmehr. Nichts ist ernsthaft gemeint, aber man ist entzückt voneinander und man spielt miteinander. Alles ist fröhlich, keck und wie das Sprudeln eines Champagners. Das kommt natürlich auch in der Musik zum Ausdruck; sie inspiriert die Tänzer zu brillanten Figuren.
Man klatscht beim Tanzen in die Hände, man wirft die Beine in die Höhe, man stößt den Partner mit den Händen, man trennt sich voneinander und droht sich sogar mit Gesten und Blicken. Doch nach der Trennung kommt wieder die Vereinigung. Nichts davon dauert lange, alles ist beiläufig und bleibt irgendwie offen. Dazu wird der ChaChaCha durch viele amüsante Figuren bereichert, die mal lustig, mal etwas leichtsinnig und oft auch sehr frech wirken. Er versprüht unbekümmerte, jugendliche Heiterkeit. Der ChaChaCha ist voller Abwechslungen; ein flüssiges Spiel mit dem Körper. Arme, Beine, Hände, ja sogar Finger und Augen sind Bestandteil einer ständig wogenden Welle im Rhythmus zur Musik.

1958 brach dieser Tanz in den USA alle Rekorde. In dieser Zeit kam er schließlich auch nach Deutschland. Der Tanzlehrer Udo Bier aus Wiesbaden und das Hamburger Tanzlehrerehepaar Traute und Gerd Hädrich brachten den ChaChaCha bereits 1955 nach Deutschland.
Den deutschen ADTV-Tanzlehrem stellten sie den neuen Tanz 1957 auf einem Kongress vor und empfahlen ihn damals noch als einen neuen „Modetanz.“ Diese Bezeichnung passte aber aus heutiger Sicht nicht mehr zum ChaChaCha, denn Modetänze sind Eintagsfliegen - der ChaChaCha ist das genaue Gegenteil davon; er ist zu einem Klassiker geworden und bis heute bei allen Altersstufen der beliebteste Latein- und Nordamerikanische Tanz.
Wegen seines eher langsamen Tempos und des Fehlens fortgesetzter Drehungen ist er nicht sehr anstrengend zu tanzen, obwohl er sehr schwungvoll und dynamisch aussieht.

Rhythmus: Auf einen Taktschlag werden ein oder zwei Schritte getanzt
Tempo: 30 - 34 Takte pro Minute.

Dance Art direct © 2010

˄
Der Jive: Die Revolution auf dem Parkett

Im Jive begegnen sich das Archaische und das Moderne. Er verschmilzt das schamanenhafte Tamtam aus dem Urwald mit dem motorischen Charme eines Vier-Takt-Otto-Motors. Diese prickelnde Mischung versetzt in einen Rauschzustand, der die Arme und Beine des Tänzers wild durcheinander wirbeln lässt. Seine Partnerin ist nur noch ein abstrakter Fixpunkt im Raum und völlig unerotisch. Kulturhistorisch ist der Jive mit der abstrakten, gegenstandlosen Malerei eines Picassos vergleichbar.

Die ausführliche Geschichte des Jives:
Der Jive ist ein Kind des Blues und hat viele Namen: Boogie Woogie, Jitterbug, Bebop und Rock`n`Roll. Sie alle meinen fast das Gleiche und werden lediglich durch geringe zeitliche Unterschiede in der Entstehungsphase von einander getrennt. Der Jive verbindet diese Stile mit einander. Sein Anfang ist am Ende der goldenen Zwanziger Jahre zu suchen. Ein Jahrzehnt, das noch heute von einer legendären, ja sogar mythischen Aura umgeben ist. Die Menschen gaben sich nach dem Ersten Weltkrieg, nach Revolution und Chaos am liebsten nur noch der Musik, dem Tanz und der Freude hin.
Deshalb prägte gerade dieses Jahrzehnt die Tanzkultur bis in unsere heutige Zeit. Mit dem schwarzen Freitag 1929, der beginnenden Weltwirtschaftskrise, kam das jähe Ende dieser legendären Dekade. In Amerika begann gleichzeitig die Ära der Swing-Musik. Eine Musikrichtung, die nichts mehr mit den bisher bekannten Tanz- und Musikarten aus den Zwanzigern zu tun hatte. Bis dahin waren alle Musikstile „Two-Beat-Rhytmen“. Entweder betonten diese den 1. und den 3. – oder den 2. und den 4. Takt. Der Swing dagegen verwendet die afrikanische Offbeat-Technik. Diese betont mit verschiedenen Instrumenten alle Takte. Damit erzeugt sie einen homogenen Viererschlag und eine gleichmäßige Betonung; in etwa so motorisch wie bei einem 4-Takt-Motor. Das gekonnte Wechselspiel von harten und weichen Betonungen auf den vier Takten mit unterschiedlichen Instrumenten erzeugt genau diesen prickelnden „Swing“. Glen Miller, Benny Goodman, Duke Elington, Count Basey – sie alle kamen mit dieser uralten Technik neu und groß heraus.
Der Swing war in jeder Beziehung der Übergang in eine neue Musikepoche. Zwar beeinflusste der Swing ab 1930 auch den Foxtrott und den Quickstep, er konnte diese Tänze jedoch in ihrem Wesen nicht mehr verändern. Diese neue Musikrichtung schrie also regelrecht nach einem eigenen Tanz. Dieser Tanz, ebenfalls Swing genannt, eroberte schnell die westliche Welt. Nur Deutschland nicht, das unter den gleichzeitig aufkommenden Nazis zunächst in tiefe Dunkelheit versinken musste. Der Swing übernahm seinen Grundschritt vom Blues; und das war der Kreuzchassé. Dieser Schritt wurde der Ursprung für eine völlig neue Art zu tanzen. Der Swing war wie seine Musik hart und weich zugleich. GI’s brachten ihn erst nach 1945 nach Deutschland; und die Deutschen nahmen ihn begeistert auf. Jedoch nicht, weil der Tanz zu dieser Zeit noch groß in Mode war, sondern aus einem verständlichen Nachholbedarf heraus. Der Swing war zu dieser Zeit schon längst überholt. Es war der Boogie Woogie, der dem Geist dieser Zeit entsprach. Dieser wurde der Welt etwa erst gegen 1938 bekannt, obwohl er von dem Stepp-Tänzer „Pine Top Smith“ bereits gegen 1930 erfunden wurde.
Der Boogie-Rhythmus war wie eine Maschine hart, ja sogar metallisch. Er war ursprünglich die Bassbegleitung für den Blues auf dem Piano, die dumpf wie ein Uhrwerk monoton rollte. Dieser Rhythmus ist das Charakteristikum für den Boogie Woogie. Dem Boogie folgte etwa gegen 1945 der Bebop. Wieder ein neuer Musikstil. Nach dem Bebop konnte man aber nicht mehr tanzen; er war zu abstrakt; er produzierte eigentlich nur Klangfetzen und hatte keinen klaren, tanzbaren Rhythmus. Der neue Tanz, der seinen Ursprung in New York beim Boogie hat, war der Jitterbug; in England wurde daraus schließlich der Jive. Ab 1945 wurde der Tanz auch Bebop genannt, nicht zu verwechseln mit der Bebop-Musik, und seit 1955 Rock`n’ Roll. Im kontinentalen Europa blieb man jedoch bei seiner alten Bezeichnung „Boogie“. Er war der eigentliche „Volkstanz“ der Jugend – und die tanzte den Boogie mit all seinen Härten und Mechanisierungen dennoch sehr spielerisch. Seine schwarzen Wurzeln kann und will dieser dynamische Tanz aber nicht verleugnen.
Der Jive in seiner heutigen Form entstand in Harlem, dem schwarzen Ghetto von New York. Auf dem berühmten Harvest Moon Ball dort hatten sich viele uralte Tanzelemente erhalten. Dort hebte und senkte man die Tanzpartnerin schon seit langem. Man fand dort auch Saltos, Sprünge und Kicks in Hülle und Fülle; eben alles, was beimTanzen Laune und Freude bereitete und was sehr typisch für den Rock`n’ Roll unsere Tage ist. Der Boogie ist aber kein Tanz, der sich in definierten Schritten und festen Figuren erschöpft. Seinem Wesen nach ist er offen für neue Variationen, er verschließt sich auch nicht gewagten Experimenten und kühnen Figuren. Er ist wie geschaffen für die freie Variation. Noch um 1940 war man darüber entsetzt. Doch der Rock’n’Roll war nun aber mal entstanden und nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Er war die zum Tanz gewordene Verkörperung seiner Zeit; er war revolutionär, wild, ungezügelt und der kulturelle Ausdruck für eine neue Nachkriegs-Generation, die nach neuen Ufern strebte.
Für diese neue Jugend waren die Tänze ihrer Eltern kein geeignetes Ausdrucksmittel mehr; und so ergaben sie sich dem Taumel einer neuen Zeit. Für die Eltern war diese neue „Bewegung“ so ziemlich das Abscheulichste, was man einem Tanzboden antun konnte. Was man dort sah, war für sie in ihrem streben nach Harmonie nicht mehr greifbar. Die Musik von Elvis Presley, Bill Haley und Little Richards gaben ihnen den Rest; diese Musik klang für sie wie der Lärm in einer Fabrik. Deren monotonen Rhythmen versetzen ihre Kinder in Ekstase. Das machte ihnen Angst. Bald kamen zu allem Überfluss auch noch Rockbands hinzu, die ihre heiligen Tanzsäle respektlos zertrümmerten. Man sprach von „Rockern“, die auf Motorrädern die Gegend unsicher machten. Für Menschen, die zwei Weltkriege erlebten, eine verständliche Reaktion. Mit Tanz und Musik hatte das alles für sie nicht mehr viel zu tun. Doch die Musik ist sicher nicht schuld daran, wenn eine orientierungslose Jugend nach neuen Wegen sucht, um sich Gehör zu verschaffen.

Der Jive ist die gezügelte Variante dieser wilden Zeit. Er ist kein einfacher Tanz. Er ist aufgrund seiner Geschichte voller Gegensätze. Kalt, heiß, ekstatisch und mechanisch zugleich. Unter allen modernen Tänzen verschafft er den stärksten Rauschzustand. Jedoch einen völlig unerotischen, der ganz und gar aus dem Spiel der Glieder kommt, die wild verrenkt durch den Raum fliegen, in dem sich der Tänzer im Grunde völlig allein befindet.
Der Raum bietet kein Ziel; oben und unten spielt keine Rolle. Die Partnerin ist lediglich ein hilfreicher Beziehungspunkt im Raum. Subtile Erotik ist hier fehl am Patz. Was zählt sind spektakuläre Showeffekte aus Form und Farbe; das ist wirklich typisch amerikanisch. Daher könnte man ihn ohne weiteres mit einem abstrakten Bild von Pablo Picasso vergleichen. Der Jive ist seit 1968 im Turnierprogramm und seit 1968 im Welttanzprogramm.

Rhythmus: Auf jeden Taktschlag werden 1 oder 2 Schritte getanzt.
Am Beispiel des Grundschritt: 1, 2, 3+4, 5+6 Tempo
32 - 40 Takte pro Minute

Dance Art direct © 2010

˄
Der Disco-Hustle  - (Discofox)

Der Hustle ist kein einzelner Modetanz, sondern ein in zahlreichen Varianten verbreiteter Disco-Tanz.

Die ausführliche Geschichte des Disco-Hustles:
Er ist nach 1975 in den USA entstanden. Der Disco- oder Continental-Hustle wurde zu Disco-Sound getanzt. In Deutschland wurde er Philadelphia-Rock genannt. Seit 1979 gibt es den International- oder Three-Count-Hustle, dieser hat Ähnlichkeit mit dem Disco-Fox, wird aber weniger federnd als der Latin-Hustle getanzt.
Durch die Vermischung des Disco-Fox mit den Hustle-Arten hat sich der heutige Disco-Hustle herausgebildet. Er ist Bestandteil des Welttanzprogrammes. Davon grundsätzlich zu unterscheiden sind die Kalifornischen Hustles, sie sind ausnahmslos Linientänze. Dazu gehören: Night Fever, Brooklyn Bus Stop, L.A. Hustle, L.A. Bus Stop.
Der Disco-Fox, ein Modetanz, der sich über Jahre hindurch nicht verändert hat, also ein "Standard"- Disco-Tanz. Er gehört zum Welttanzprogramm.
Der Latin-Hustle, auch Rope genannt, wurde 1977 zu Salsa-Musik getanzt, dadurch die Verknüpfung von nordamerikanischen und lateinamerikanischen Rhythmen. Er hat sich in Europa kaum durchgesetzt.

Der Discofox:
Er ist einer der am häufigsten zu sehenden Tänze. Einer der wichtigsten Tänze der 1980er Jahre. Getanzt werden kann er nahezu überall.
Der Discofox hieß in den 1970er Jahren Beatfox, der sich aus dem Foxtrott entwickelte, als die Swingmusik seltener, und gleichmäßige 4/4-Beat häufiger zu hören war.
Parallel zu dem deutschen Discofox entwickelte sich in Amerika der Hustle, Disco-Hustle und Latin-Hustle. Der Discofox übernahm Figuren dieser Tänze, die ihn noch abwechslungsreicher und schöner machten.
Im Gegensatz zum Standardtanz Foxtrott war Discofox ein stationärer Tanz, bei dem die Schritte vor allem zum Drehen an der Stelle und für Wickelfiguren verwendet wurden.

Heute ist der Discofox mit dem amerikanischen Hustle zu Discofox/Hustle verschmolzen und besitzt bereits klassischen Charakter.

Dance Art direct © 2010

˄
Die Salsa - (Zu Deutsch: Soße)

Ist eine lateinamerikanische Musikstilrichtung, die in New York entstanden ist. Diese Entwicklung ist den vielen in den Vereinigten Staaten lebenden Latinos zu verdanken, deren Wurzeln in den ehemaligen spanischen Kolonien (wie z.B. Kuba, Dominikanische Republik, Venezuela, Puerto Rico, Panama, Kolumbien) zu finden sind.

Die verschiedenen Klänge und Tänze, welche die Latinos aus ihren Heimatländern mitbrachten, vermischten sich hierbei und liessen eine äusserst "würzige Soße" entstehen. Salsa ist keine Mode-Erscheinung sondern eine etablierte Musikrichtung mit hohem künstlerischen Wert und großer soziokultureller Bedeutung. Sie kennt keine Alters- oder Klassengrenzen.
Ursprünglich war Salsa eine sozial und politisch sehr geprägte Musik. In den Anfangsjahren wurden hier besonders Themen in den Texten verarbeitet, die die Bewohner der Armenviertel in ganz Lateinamerika bewegten: finanzielle Not, Diskriminierung, soziale Ungerechtigkeiten und Trostlosigkeit.
In der heutigen Zeit dreht es sich in den Texten meist um das Thema Liebe und ähnliches. "Salsa" kann man heutzutage nicht nur in der ganzen Welt tanzen sondern man findet auch weltweit sehr gute Salsa-Bands - sogar in nicht lateinamerikanischen Ländern. Eines der besten Beispiele hierfür ist das sehr erfolgreiche japanische Salsa Orchester (Orquestra de la Luz).
Auch in Deutschland gibt es mittlerweile eine ganze Menge guter Salsa-Bands - der Großteil der Salsa-Produktionen kommt jedoch aus New York, Miami und Lateinamerika. Salsa muß man nicht verstehen, sondern fühlen!

Dance Art direct © 2010

˄
Der Tango-Latino - (Argentino)

Es ist der Tanz der Melancholie, die von Sehnsucht getragene Melodie: Der Tango.

Aus europäischen Wurzeln in den Vororten von Buenos Aires geboren, verkörperte er dort die alltägliche Trostlosigkeit in gleicher Weise wie den Überlebenswillen der Einwanderer. Anfang des vorigen Jahrhunderts, erneut dann Mitte der 80er Jahre kam er als eines der großen kulturellen Geschenke Südamerikas nach Europa zurück und beflügelt hier die Sinne der Menschen.
Der Tango steht für Sinnlichkeit und Ausdruckskraft, gepaart mit hohem künstlerischem und technischem Anspruch und trifft damit das Lebensgefühl von immer mehr Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Filme, Konzerte, Tanzkurse und Bälle finden großen Zulauf. Insbesondere auch in Karlsruhe hat sich eine lebendige Tango-Szene in den vergangenen Jahren entwickelt.

Dance Art direct © 2010

tango

kleiner klang der nähe
melancholie
schwarz und rot
mann und frau
kurze nahe berührung
deine wärme und duft
lot
zwei - ineinander verwoben
und die klänge werden eins
mit körper und seele
eine welle trägt mich
aus der grossen einsamkeit
hinaus ins eins
mit allem
vergessen die sorgen
freude im jetzt
kein morgen
danach

Jens Thießen © 2002

˄
Der Line-Dance: bei uns weit mehr als nur Country

Er wird - wie der Name schon sagt - in Linien neben- und hintereinander getanzt. Es sind festgelegte, sich wiederholende Figuren, die synchron von allen getanzt werden. Niemand muss Angst haben, seinem Partner auf die Füße zu treten. Jeder tanzt sozusagen "solo" aber dennoch gleichzeitig und synchron mit anderen.

Line Dance ist für Tänzer jeden Alters geeignet und unterscheidet sich im wesentlichen von anderen Tanzarten durch den Verzicht auf den Partner, aber ohne wirklich alleine zu tanzen. Aufgrund der vielfältigen Schrittfolgen, Stilformen und Aufstellungen kann man zusammenfassend sagen, dass Line Dance Elemente aus allen europäischen und lateinamerikanischen Tänzen aufweist.

Dance Art direct © 2010

˄
Der europäische Tango - (internationaler Tango)

Der Tango, den wir heute in Europa kennen und in klassischen Tanzschulen lernen, ist lediglich eine Abwandlung der ursprünglichen Form. Dieser auch als internationaler Tango bezeichnete Standardtanz hat sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts weltweit etabliert. Weitere Namen für diese Form des Tangos sind europäischer Tango, Standard-Tango oder englischer Tango und Ballroom Tango. Und nur nebenbei angemerkt: Ballroom steht im Englischen für Ballroom dance und bezeichnet das Welttanzprogramm sowie die Standardtänze. Wenn Du schon immer wissen wolltest, woher der originale Tango kommt, dann erfährst Du hier mehr:


Der ursprüngliche Tango, Tango Argentino genannt, stammt, wie sein Name bereits aussagt, aus Argentinien. Und diese ursprüngliche Form des Tango setzt sich seit 20 Jahren auch immer mehr in Europa durch. Kommen wir nun aber erst einmal wieder zurück zu den Anfängen: Die Urform des Tango, auch Habanera genannt, ist ein afrokubanischer Tanz aus dem 19. Jahrhundert, der nach Kubas Hauptstadt Havanna benannt wurde. Als der Krieg zwischen Brasillien, Argentinien und Paraguay 1876 zu Ende ging, kamen viele Europäer in die größte Stadt Argentiniens, nach Buenos Aires. Mit dem darauffolgenden Wirtschaftsboom bildete sich nun auch eine Klassengesellschaft unter den Einwanderern heraus. Der original argentinische Tango entwickelte sich in den Pampas von Buenos Aires aus der kubanischen und argentinischen Musik der unteren Schichten. Der junge Tango Argentino fand sofort regen Zuspruch im Rotlichtmilieu, wo man seine Theatralik, Leidenschaft und Melancholie als Ideales Ausdrucksmittel der eigenen Lebenssituation verspürte.
Ab etwa 1900 wurde der Tango Argentino auch außerhalb Lateinamerikas bekannt und getanzt. Europäische Migranten und Reisende brachten ihn zunächst nach Paris, wo er sich noch nicht sofort als Gesellschaftstanz durchsetzen konnte. Die Bewegungen der engumschlungenen Tanzpartner wurden im konservativen Paris als obszön empfunden. Erst einige Jahre später wurden die Schritte des Tango Argentino in England so abgewandelt, dass er stilistisch den Ansprüchen der europäischen Gesellschaftstänzen entsprach. Daraus entstand der uns bekannte iInternationale Tango mit langsameren und eleganteren Schritten, als in seiner ursprünglichen Form. Für die Verbreitung des internationalen Tango sorgten Vernon und Irene Castle, die Pioniere der modernen Tanzschule, die ihn in ihrer Tanzschule in New York lehrten. 1922 wurden die Schritte des internationalen Tango in England ganz offiziell für allgemeingültig erklärt. Im Jahre 1960 wurde der Tango schließlich zu den lateinamerikanischen Tänzen gezählt, etwas später in das Programm des Welttanzes aufgenommen und ab den 1980er-Jahren vermehrt auch von einem jüngeren Tanzpublikum entdeckt.

by Traumtänzer

Der aktuelle Trend geht wieder in Richtung „Back to the roots“. Das bedeutet: Die Tänz​er bauen ursprüngliche Schritte und Figuren des Tango Argentino in ihre Chorografie ein, weil sie den internationalen Tango für künstlich halten. Heute folgen einige Tanzschulen diesem Trend, indem sie sowohl den Tango Argentino als auch den internationalen Tango unterrichten.

˄
Der Paso Doble: Spaniens ganzer Stolz

Er ist energisch, streng und gewaltig. Mit seinem hochmütigen, kühnen Stolz drückt der Tänzer wie ein Torero seine Überlegenheit aus. Diese feierliche Ästhetik überträgt er zielsicher auf sein Publikum. Die Dame dagegen nimmt einen selbstbewussten Abstand zu ihm ein, ohne sich der Macht des "Herren" zu ergeben. Sie ist die bildhafte Entsprechung der "Capa", also das rote Tuch, mit dem der Torero den Stier unter Kontrolle hält und ist wie diese geschmeidig, wendig und elegant.


Die ausführliche Geschichte des Paso Doble
Der Paso Doble ist ein spanischer Paartanz, der aber den Latein- und Nord-amerikanischen Tänzen zugeordnet wird. Der Paso Doble ist der geheimnisvollste unter den Turniertänzen. Es findet sich so gut wie keine Literatur über ihn. Auf Turnieren wird er nur selten getanzt und über seine Herkunft können nur Vermutungen angestellt werden. Doch eins ist sicher: er kommt mit einfachen, marschartigen Schritten aus. Sein Ursprung geht vermutlich auf einen französischen Infanteriemarsch mit der Bezeichung "Pas redouble" zurück. Ein Marsch im 2/4 Takt mit ca. 130 Schritten pro Minute. Jedoch ist bei diesem Tempo ein Gehen kaum noch möglich, vielmehr ist es bereits ein Laufen. Deshalb ist der Paso Doble auch der schnellste lateinamerikanische Tanz. Dabei wird jeder zweite Schritt betont und daher kommt sicher auch sein Name, der auf Deutsch "Doppelschritt" bedeutet.
In Spanien ist der Tanz auch unter dem Namen "El Soleo" bekannt; er wurde beim Einzug der Toreros in die Stierkampf-Arena gespielt. Dieses Ritual stammte bereist aus dem 18. Jahrhundert. Nicht weit von Spanien entfernt, in Südfrankreich wurde dieser Brauch schließlich um 1910 tänzerisch und musikalisch von französischen Turniertänzern und Tanzlehrern aus dem Onestep interpretiert. Dieser französischen Weiterentwicklung verdankt der spanische Tanz seine überwiegend französischen Figurbezeichnungen. Heute wird er als Twostep, meist im Zweiviertel- oder Sechsachteltakt getanzt. Doch es dauerte noch in die 1920iger Jahre, bis in Paris endlich eine choreografierte Stierkampf-Pantomime auftauchte. In dieser Choreographie war der Paso Doble die tänzerische Darstellung eines Stierkampfes. Der Mann spielte den Torero, die Frau aber nicht der Stier, sondern das rote Tuch, die "Capa" oder die "Muleta". Diese darstellende Art zu tanzen war in dieser Zeit neu!
Wegen seines hochmütigen Stolzes und seiner kühnen Entschlossenheit, alles Eigenschaften eines Toreros, drückt der Tanz die Grundzüge des "Herren" aus. Daher wird der Paso Doble auch als "Tanz des Herren" bezeichnet. Die Anspannung seines Körpers ist für das Publikum deutlich zu spüren und bestimmt seine Ästhetik. Die Frau dagegen verhält sich ihm gegenüber in einer Art selbstbewussten Distanz, dabei ist sie geschmeidig, wendig und elegant zugleich. Doch auch die Dame nimmt in einigen Figuren eine dominierende Rolle ein, so wie dies beispielsweise im Flamenco der Fall ist. Dieser hatte wie der spanische Fandango einen großen Einfluss auf den Paso Doble. Erkennbar ist das am spiegelbildlichen Tanz, der den Flamenco charakterisiert. Der Paso Doble hat in vielen Figuren und Schritten einiges aus dem Flamenco übernommen. Er wird deshalb gelegentlich als ein flamencoartiger Marsch beschrieben. In dieser stilisierten Form ist der Paso Doble ebenso in Lateinamerika anzutreffen, wo er sogar den Charakter eines Volkstanzes annahm.
In Mitteleuropa ist er in den Hintergrund geraten. Zwar ist er seit 1945 ein Turniertanz und wird in Tanzschulen gelehrt, trotzdem ist er in der Öffentlichkeit eher selten vertreten. Nur wenige Musikgruppen haben den Paso Doble in ihrem Repertoire. Seine Musik ist klar strukturiert, energisch, gewaltig und wirkt sehr streng - dadurch aber nicht sehr fröhlich. Das bevorzugte Musikstück ist "Der Herr Torero" von Maria Andergast. Aus den Zwanziger Jahren kommt das wohl bekannteste Paso Doble Musikstück "Espana Cani" von Pascual Marquina.
Der Paso Doble ist ein Tanz, der scheinbar nur den Tanz-Profis vorbehalten ist. Auf Turnieren wird der Paso Doble ausschließlich von Sporttänzern getanzt. Als einziger Turniertanz ist er ein rein darstellender Tanz und der einzige Beitrag Spaniens zum weltweiten Turniertanzprogramm. Ernst von Garnier schrieb in seinem Buch "Berthold, Beat und Bossa Nova" sogar: "Man sollte den Tanz aus dem Programm des Tanzsports nehmen. Bei 98% der Paare stünde der Stier mit verständnislosem Kopfschütteln an der Bande und würde jeden sportlichen Vergleich mit den braven mitteleuropäischen Bürgern ablehnen."

Auf den Tanzflächen der Gesellschaft taucht dieser Tanz ebenfalls nur selten auf. Er ist ein künstlicher Tanz, der im Gegensatz zum Flamenco nicht aus dem Volk kommt. In ihm wird die Disziplin geschult und gibt dem Paar relativ wenig gestalterische Freiheit. Er ist darum sehr übungsintensiv und sollte regelmäßig und frühzeitig gelehrt werden, da er sehr viel Ausdrucksvermögen und Musikalität erfordert. Zudem ist er sehr anstrengend und beansprucht den Einsatz jedes einzelnen Muskels. In der geschlossenen Haltung haben die Tänzer von der Brust bis zum Oberschenkel durchgehend Körperkontakt.
Das führt dazu, dass die gefassten Hände deutlich höher gehalten werden als in allen anderen Turniertänzen. In der Promenadenposition wird der Körperkontakt aufgelöst und der Paso Doble wird mit großem Abstand getanzt. Der Aufbau ist immer gleich: nach der Einleitung folgen zwei Hauptteile mit genau festgelegten Höhepunkten. Auf den Tanzflächen wird fast immer der spanische Marsch "Espana Cani" gespielt.
Seit 1945 ist er ein Turniertanz und seit 1963 im Welttanzprogramm.Im Jahre 2013 wurde Welttanzprogramm umgearbeitet und orientiert sich nun primär an Musikrichtungen. Der Paso Doble ist seitdem offiziell im Turniersporttanzen vertreten.

˄

Dance Art direct © 2010

Der Blues: ein Tanz der aus der Seele kommt

Das Charakteristische des Blues liegt auf musikalischer Ebene verborgen, in der so genannten Blues-Tonalität. Ein Blues muss stets langsam sein und traurig wirken; er kennt weder Dur noch Moll. Eine spezielle Terz macht den Blues zu dem, was er ist – Musik aus afrikanischer Abstammung: Die afrikanische Tonleiter ist pentatonisch und kennt im Gegensatz zur westlichen Zwölftonmusik nur fünf Töne. Der Blues-Terz und die Blues-Septime, also die dritte und die siebte Stufe, schwanken unbestimmt zwischen Dur und Moll. Blues-Pianisten schlagen darum gleichzeitig beide Terzen an: damit treffen sie den unbestimmten Ton des Blues-Sängers. Das ist die berühmte „Blue-Note“; sie macht diese Musik so intensiv und einzigartig.


Die ausführliche Geschichte des Blues
Der klassische Blues hat eine exakt festgelegte dichterische Form und besteht aus dreizeiligen Strophen und jede Zeile wiederum aus vier Takten. Eine Strophe besteht demnach aus drei mal vier Takten. Die zweite Zeile wiederholt meist die erste Zeile. In der Dritten kommt wie in einem Dreisatz mathematisch genau das Resümé des Gedankens. Luis Armstrong, Ella Fitzgerald, Bessie Smith und Billie Holiday sind jene Namen, die diese Art zu singen weltberühmt machten.
Europäische Sänger konnten in den frühen Zwanzigern in der Regel keine Blues-Notierungen singen. Das Einzigartige im Blues sah man damals vorallem in seiner Langsamkeit. Doch zu diesem schleppenden Tempo gab es keine tänzerische Umsetzung; also schuf man künstlich den Blues-Tanz. Der englische Tanzlehrer Moore machte sich daran, diesen neuen Tanz zu choreographieren. Er verzichtete dabei komplett auf weiträumige Bewegungen. Im Jahr 1923 wurde in England der erste Blues-Ball veranstaltet. Der Blues wurde sogar als Turniertanz erprobt, jedoch vom Slowfox komplett verdrängt. Ab 1927 wurde der sogenannte „Cecile-Blues“ modern, den der Engländer Cecil Taylor geschaffen hat. Im selben Jahr entstand auch der „Yale-Blues“ als eine weitere Variante. In der Großen Konferenz 1929 übernahm der Blues schließlich den Grundschritt vom Quickstep, den Kreuzchassé, der bis heute der Grundschritt im Blues ist. Aus diesem Grundschritt entwickelte sich später der Pendelschritt im Swing und im Boogie Woogie. Die Große Konferenz 1929 kannte noch eine Rechts- und Linksdrehung. Diese Figuren sind heute jedoch nicht mehr gebräuchlich.
Dem heutigen Bluestänzer wird weit gehende Freiheit gelassen. Der Blues ist ein ruhiger Tanz mit weichen Bewegungen und schleichenden Schritten, die dem Foxtrott sehr nahe kommen. Deshalb wird der Blues gerade in Deutschland häufig mit dem Foxtrott verwechselt. Das liegt auch daran, dass der Blues als Tanz im Gegensatz zu seiner Musik, nicht kulturhistorisch gewachsen ist, sondern wie der Foxtrott, der Slowfox und auch der Quickstep ein konstruierter, künstlicher Tanz ist. Als Tanz ist der Blues eine rein europäische Erfindung, kein Volkstanz; aber ein Tanz, der erfunden werden musste, damit sich das Paar eng aneinander geschmiegt seinen romantischen Stimmungen hingeben kann. Die „Blue-Note“ ist wie geschaffen dafür. Er wird vor allem in kleinen und überfüllten Sälen und zur Foxtrottmusik getanzt.

Der Blues-Tanz muss von der Geschwindigkeit her ebenfalls von der Blues-Musik unterschieden werden. Die Blues-Musik spielt man oft auch sehr schnell, während der Blues-Tanz sich nur für sehr langsamen 4/4Takte eignet. Die Tänzer bewegen sich kaum vom Fleck; dadurch ist er nicht sehr variantenreich und zeichnet sich nicht durch komplexe Figuren aus. Deshalb ist er jener Tanz, der selbst von Gelegenheitstänzern ohne große Übung schnell erlernbar ist. Der Blues ist also nicht nur musikalisch, sondern auch tanztechnisch die Keimzelle für alles, was nach ihm kam; wie beispielsweise für den Boogie Woogie oder für den Rock`n’ Roll. Er ist seit 1963 im Welttanzprogramm, aber kein Turniertanz.

Rhythmus: Für einen Grundschritt langsam - langsam - schnell - schnell
Tempo: 18 - 32 Takte/Minute

Dance Art direct © 2010

˄

Paartanz für Senioren

Das schönste Fitnesstraining der Welt

Wer möchte nicht körperlich fit und geistig kreativ sein? Tanzen fördert beides und tut damit Körper und Geist gleichermaßen gut.

Tanzen ist gesund:
Wenn wir tanzen, steigt der Sauerstoffgehalt des Blutes an, die Muskeln werden schonend in Form gebracht, das Herz schlägt schneller. Mit diesem perfekten Herz-Kreislauf-Training fördern Sie Beweglichkeit, Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Koordination. Da dies alles sanft geschieht, ist das Tanzen auch für Senioren genau die richtige Sportart, zumal es eine aufrechte Körperhaltung schult, die Rückenproblemen vorbeugt. Selbst Bewegungsmuffel werden am Tanzen ihren Spaß haben und durch den motivierenden Rhythmus der Musik viel länger durchhalten, als etwa beim Waldlauf. Schließlich liegt uns der Drang nach rhythmischen Bewegungen in den Genen. Beim Tanzen werden sie rücken- und gelenkschonend umgesetzt.

Tanzen fördert Selbstbewusstsein und Kreativität:

Beim Tanzen denkt der ganze Körper mit. Das harmonisiert beide Gehirnhälften, verbessert ihre Durchblutung und regt sie zum Arbeiten an. Sobald wir uns im Rhythmus bewegen, beginnt der Körper, den Pegel des Glückshormons Endorphin im Gehirn zu erhöhen, was das Entstehen von Stresshormonen, die unser Immunsystem angreifbar machen, verhindert. Als Langzeit-Effekt wirkt sich das intensive Körpergefühl auf unsere Ausstrahlung aus, sie wird souveräner, lebendiger und sinnlicher. Am Ende führt dies oft auch zu mehr Selbstbewusstsein und Zufriedenheit, wenn man erkennt, welche Außenwirkung man hat. Wo lässt sich sonst Gesundheit und Spaß so perfekt miteinander kombinieren?
Viel Spaß beim Tanzen.

Geheimnisse des Tanzens

Wollten Sie schon immer mal in die Geheimnisse des Tanzens eintauchen und so richtig gut führen können?
Möchten Sie darüber hinaus Ihre eigenen Tanzfolgen selbst zusammen­stellen können und ihr eigener Herr auf der Tanzfläche sein?

Dann sind Ihre Füße bei uns in den besten Händen. Festgefahrene Tanzfolgen sind bei Dancing-World out. Wir vermitteln Ihnen die ganze Kreativität des Tanzens und gestalten Ihr Tanzen etwas sportlicher. Nebst Ihrer guten „Führung“ sorgen wir für die Umsetzung besserer Schwungphasen sowie richtiges Heben und Senken und die passende Körperneigung. War Tuchfühlung für Sie bislang ein Buch mit 7 Siegeln, dann öffnen wir für sie dieses wichtige Kapitel, um Sie noch harmonischer zu zweit über das Parkett schweben zu lassen. Dies alles erlernen Sie in einem unserer Clubkurse oder in unseren Spezial-Workshops. Paarharmonie sowie die nötige Technik vermitteln wir in lockerer, entspannter Atmosphäre.